Sicherheit beim Sportklettern mit der Prismenbrille

Sichern im Bergsport mit Prismenbrille
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Wenn es um die Sicherheit beim Sportklettern geht, denkt man in erster Linie an die Sicherungsgeräte. Hierüber wurde ja schon sehr viel geschrieben und diskutiert. Das Lehrteam Bergsport der NaturFreunde hat sich diesbezüglich beim Sportklettern und Hallenklettern für die Verwendung von halbautomatischen Sicherungsgeräten ausgesprochen.

Faktor Mensch
Bei allen Sicherheitsdiskussionen und Erhebungen in den Kletterhallen wird festgestellt, dass der Faktor Mensch das eigentliche „Problem“ darstellt. Viele Fehlerquellen können durch eine gute Einweisung oder eine Ausbildung minimiert werden. Bei den meisten Unfällen ist es Unachtsamkeit oder Ablenkung. Nicht zu unterschätzen ist auch das häufige Nach-unten-Schauen, um die Nackenmuskulatur zu entspannen.

Es bleibt unterm Strich die Frage stehen: „Was kann man tun, um seine Aufmerksamkeit ständig beim Kletterer zu haben, auch wenn dieser plötzlich versucht einen dynamischen Zug zu machen oder einen Sturz nicht ankündigt?" 

Prismenbrille
Die Lösung war eigentlich ganz einfach. Eine spezielle Brille wurde erfunden. Mit dieser hat man seinen Partner ständig im Blick. Keine Ablenkung, keine Nackenschmerzen und trotzdem genug Überblick.

Als Brillenglas fungiert ein Prisma, mit dessen Hilfe der von oben einfallende Lichtstrahl auf den Träger so umgelenkt wird, dass dieser ein präzises Bild sehen kann. Somit ist alles ersichtlich, was sich über dem Sichernden abspielt.

Am Anfang ist die Brille sicherlich gewöhnungsbedürftig
Durch die Prismengröße ist das Gesichtsfeld nach oben eingeschränkt. Dies ist jedoch kein Nachteil, da man umso mehr auf seinen Partner fixiert ist.

Gewöhnungsbedürftig ist das dynamische Sichern. Durch den ständigen Blick nach oben sollte man sich als Sichernder schon vorher vergewissern, wo man hingezogen wird beziehungsweise wo man hochspringt, wenn der Partner stürzt. Hat man jedoch die ersten Stürze gehalten, ist auch das kein Problem mehr. Im Gegenteil, auch hier hilft der ständige Blick nach oben, um auch beim Sturz noch schnell reagieren zu können. Ist der Sturzraum frei oder sollte man eher statisch sichern, falls sich ein Felsband im Sturzraum befindet?

Ist die Brille cool?
Na ja … eigentlich nicht, zumindest waren es die ersten Modelle nicht. Mittlerweile hat man sie jedoch sehr gut „aufgepimpt“ und es ist für jeden Geschmack was dabei. Man möchte es nicht glauben, aber durch diese kosmetischen Veränderungen sehe ich die Brille auch bei unseren Nachwuchskletterern immer häufiger.

Fazit
Ein Klettern ohne Brille geht gar nicht mehr. Bei meiner letzten Alpintour habe ich mir sogar schon überlegt, ob man nicht einen Kletterhelm mit integrierter Brille erfinden sollte. Es kommt einem nämlich komisch vor, wenn man mal seine Nackenmuskulatur entspannt und in dem Moment den Blick vom Vorsteiger wenden muss. Ich bekomme da schon fast Gewissensbisse, weil ich kurz nicht bei der Sache war.

Helmut Weidel, Bundeslehrteam Bergsport der NaturFreunde Deutschlands