Wie Tourismus und Umweltverschmutzung zusammenhängen
«Der Tourismus zerstört das, was er sucht, indem er es findet». Diese Aussage von Hans Magnus Enzensberger in seinem Essay „Eine Theorie des Tourismus“ von 1958 hat in gewisser Weise auch heute noch Gültigkeit und hat sich teilweise verschärft. Tourismus, wie wir in bis Anfang 2020 erlebt haben und wie er in vielen Teilen der Welt nun wieder anläuft, ist schädlich für die Umwelt und das Klima – weltweit. Doch gerade Länder des globalen Südens spüren die Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel am stärksten.
Klimawandel und Tourismus
Fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen kommen aus der Tourismusindustrie. Flugreisen und Kreuzschifffahrt sind dabei die Hauptursachen für Emissionen. Die Folgen des Klimawandels sind in den Weltregionen unterschiedlich zu spüren, aber vor allem Inseln, Länder mit langen Küstenstreifen und Länder, die in Regionen von Tropenstürmen liegen, sind besonders betroffen. Hierbei sind es auch Länder, deren Bruttoinlandsprodukt zu einem guten Teil aus dem Tourismus erwirtschaftet wird, so die Philippinen, die Dominikanische Republik, Kuba und weitere karibische und pazifische Inselstaaten.
Tropenstürme sind in den letzten Jahren in der Karibik immer häufiger geworden. Waren es bisher durchschnittlich zwölf pro Jahr, so sind es in den Jahren 2005 und 2020 sogar 28 Wirbelstürme und 29 Hurrikane gewesen. Für die Inselstaaten der Karibik und die anliegenden Küstenregionen sind diese Stürme verheerend. Neben den menschlichen Tragödien, die diese mit sich bringen, brauchen Länder wie Haiti oder Honduras Jahre, um zerstörte Infrastruktur wiederaufzubauen. Den Ländern, die vom Tourismus abhängig sind, fehlen Einkommen aus diesem wichtigen Wirtschaftszweig. Die Stürme sind natürliche Wetterphänomene, doch die Forschung geht davon aus, dass deren Intensität durch den Klimawandel zunimmt. Tropische Stürme sind nur ein Beispiel, wie sich der Klimawandel auf touristische Destinationen auswirkt. Der Anstieg des Meeresspiegels, verkürzte Winterzeiten mit weniger Schneefall, Versauerung der Ozeane und Erosionen an Meeresküsten sind weitere direkte und indirekte Folgen des Klimawandels, die sich auf den Tourismussektor weltweit auswirken.
Umweltverschmutzung und Tourismus
Wie beim Klimawandel, so verhält es sich auch bei der Umweltverschmutzung: Der Tourismus verursacht diese teilweise, spürt aber auch die Folgen einer verschmutzten Umwelt. Eines der großen Umweltprobleme ist Plastikmüll in der Natur. Meere sind davon besonders betroffen.
Aufgrund der Attraktivität vom Urlaub an und auf dem Meer leiden die Ökosysteme der Ozeane auch durch touristische Aktivitäten. Laut NABU sind es jährlich 10 Millionen Tonnen Plastikmüll, die vom Land ins Meer gelangen. Plastik hält sich lange, bis zu 450 Jahren. Beim diesen extrem langsamen Zersetzungsprozessen durch Salzwasser und Sonne werden Schadstoffe freigesetzt, die so das Wasser verschmutzen. Zwar kommt es zu einer Verschmutzung der Wasseroberfläche durch Kunststoffpartikel, die gelöste Schadstoffe an der Wasseroberfläche konzentrieren, dennoch ist dies nicht der Großteil des Mülls. Rund 94 Prozent des Abfalls sinkt auf den Meeresboden und rund fünf Prozent werden an die Küsten gespült.
All dies hat fatale Folgen: Meerestiere verwechseln Plastik mit natürlicher Nahrung und sterben an den dadurch verursachten Verletzungen oder verhungern; Meerestiere verfangen sich im Müll, wie beispielsweise in Resten von Fischernetzen; giftige Inhaltsstoffe des Plastikmülls schädigen das Erbgut von Meerestieren.
Die Ursachen der Müllberge im Meer sind vielfältig. Neben dem Tourismus, vor allem, weil viele Schiffe ihren Müll illegal im Meer entsorgen, sind die Verursacher*innen der Meeresverschmutzung in der Industriefischerei, Hafenwirtschaft und Handelsschifffahrt zu suchen.
Umweltschutz in Ländern des globalen Südens
Von der Meeres- und Küstenverschmutzung sind insbesondere Länder des globalen Südens betroffen, denn dort liegen meist ihre touristischen Hotspots. Ökosysteme an den Küsten dieser Länder sind aber auch durch eine immer komplexer werdende Infrastruktur bedroht: Ob Hotelanlagen, Zufahrtsstraßen, Golfplätze oder Tauchressorts – die Natur muss oft touristischen Vergnügungen weichen.
Eines der leidtragenden Ökosysteme sind dabei Mangrovenwälder. Die Mehrheit der Mangrovengebiete liegt in einkommensschwachen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas und häufig in touristischen Destinationen wie auf den Philippinen, in Indonesien, an den westafrikanischen Küsten und in der Karibik. Mangroven gehören häufig zu touristischen Attraktionen in diesen Weltregionen, sind aber auch für das Klima und für den Artenreichtum wichtig. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der weltweite Mangrovenbestand halbiert. Mangrovenschutz kann aber nicht nur den betroffenen Ländern überlassen werden. Für einkommensschwache Länder ist ohnehin Umwelt- und Klimaschutz häufig finanziell nicht zu stemmen. Hier ist internationales gemeinsames Handeln wichtig, wie auch auf der COP 26 im Oktober 2021 deutlich geworden ist.
Umweltfreundliches Reisen
Für den Tourismus bedeutet dies, auch bei Fernreisen auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu setzen. Doch auch jede*r Reisende kann einen kleinen Beitrag leisten.
Hier ein paar Tipps:
- bei der Wahl des Reisezieles nachhaltige Aspekte berücksichtigen,
- nachhaltige Reiseangebote nutzen,
- beim Kauf von Reiseausrüstung auf nachhaltige Materialien achten,
- bei Ausflügen in die Natur keine Abfälle liegenlassen,
- bei Kauf von „to go“-Nahrung auch auf Reisen eigene Behältnisse nutzen,
- bei Kosmetik- und Hygieneartikeln möglichst Produkte ohne Mikroplastik kaufen,
- Ausflüge in fragile Ökosysteme klimafreundlich gestalten (z. B. ohne Motorboote).
Reise umweltschonend und motiviere auch andere dazu!