Was tun, wenn die heimatliche Region nur wenig Schnee bietet? Wenn das zum Beispiel Pirmasens in Rheinland-Pfalz ist und die Alpen weit sind? Wenn man aber trotzdem gerne Ski fährt und sogar Kurse anbieten möchte?
Der Pirmasenser NaturFreund Klaus Ebelshäuser hat die „Skikurse auf Raten“ erfunden – eintägige Ausfahrten am Wochenende in die gut drei Busstunden entfernten französischen Vogesen. Das war Ende der 1950er-Jahre und damals alles andere als leicht. Sowohl die Fahrten mussten organisiert und finanziert als auch die Ausbildungsinhalte auf die kurze Zeit vor Ort abgestimmt werden. „Die Lederschuhe wurden nass und dadurch extrem schwer“, erinnert sich Ebelshäuser. Doch mit viel Engagement und Ausdauer wurden die Eintagesfahrten im Januar und Februar zum Renner in Pirmasens.
Kontakt: Skischule der NaturFreunde Pirmasens ∙ Gabi Mangold ∙ (06331) 129 23 ∙ www.skischulenaturfreunde.de
Das Skigebiet am Schnepfenried im Hinterland von Colmar – „Mir fahre zum Schnepf!“ – bietet zwar kaum 250 Meter Höhenunterschied, liegt aber auf über 1.000 Meter und ist relativ abwechslungsreich. Die sanften Hängen waren und sind gut für Anfänger geeignet und die urigen Einkehrhütten sorgten gemeinsam mit der Bergluft für Urlaubsgefühle. Unzählige Pirmasenser haben am Schnepfenried das Skifahren gelernt.
Selbst 60 Jahre nach ihrer Erfindung werden die „Skikurse auf Raten“ immer noch angenommen. Vieles hat sich verändert, doch das Grundkonzept, einen Ski- oder einen Snowboardkurs auf mehrere Tagesfahrten aufzuteilen, ist geblieben. Allerdings ist das Angebot individueller und „kundenspezifischer“ geworden. Heute bietet die NaturFreunde-Skischule Pirmasens mit einem Team von mehr als 30 Übungsleiter*innen ein abwechslungsreiches Kursprogramm. Dabei werden Wiedereinsteiger genauso „gecoacht“ wie ältere Sportler*innen, die mit ihren Enkel* innenn einen Tag im Schnee erleben wollen.
Während das klassische Konzept der „Skischule in der schneearmen Provinz“ eher ausgedient hat, kommt es heute vielmehr darauf an, dass die Übungsleiter*innen den Schneetag abwechslungsreich und spannend gestalten können. „Fit for Fun“ ist das aktuelle Motto. Zwei der neuen „Schneeguards“ sind zum Beispiel die Studenten Max Mang und Frederic Sanio, die eigentlich „nur“ ihr Hobby Skifahren mit anderen teilen wollten. Dann kamen sie mit zum „Schnepf“ und nahmen an einer NaturFreunde-Sichtung teil, die skifahrerisches Können und Kondition für kommende Ausbildungen bewertet. Diese Sichtungen gibt es übrigens in vielen NaturFreunde-Landesverbänden.
Max und Frederic wurden Teil der agilen Pirmasenser Schulungen in kleinen Lerngruppen und am Schnepfenried Assistenten bei erfahrenen Übungsleiter*innen. Es folgten weitere Schulungen und nun sind die beiden IVSI-Instruktoren Ski alpin, wie Vereinsskilehrer auf Oberstufenniveau auf ihren international anerkannten Sportausweisen bezeichnet werden. Max und Frederic können ihren Schüler*innen fachlich versiert, individuell und variantenreich die Freude am Skifahren vermitteln. Ob nun am „Schnepf“ oder mittlerweile auch in Südtirol.
Das zeigt, wie eine gute Idee lebendig bleibt, wenn sie über Jahre weiter geformt wird. Qualität und Tradition gehören eben zusammen. Oder wie es der heute 84-jährige Klaus Ebelshäuser sagt: „Man muss die Vergangenheit kennen, um in die Zukunft zu schauen.“
Die NaturFreunde-Skischule Pirmasens ist eine von 33 ehrenamtlichen NaturFreunde-Skischulen in Deutschland: www.skischulen.naturfreunde.de.
Thomas-Erno Wiedner