Tourismus verbraucht lebenswichtiges Wasser

Tourismus verbraucht lebenswichtiges Wasser
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Wer mag es nicht, nach einem heißen Tag auf Reisen lange zu duschen? Doch was für Menschen in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist, ist für einen Großteil der Weltbevölkerung – vor allem in den Ländern des globalen Südens – nicht vorstellbar. Die Ressource Wasser und der Zugang sind zu ihr sind höchst ungleich verteilt, ebenso wie die Möglichkeiten zu Urlaub und Reisen. Tourist*innen aus Deutschland gehören zu denen, die weltweit am meisten reisen – oft sogar mehrmals im Jahr und gern weit weg. Sie verbrauchen dabei Wasser, das unter Umständen anderen fehlt.

Wasser – ein knappes Gut

Mehr als 2,2 Milliarden Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Betroffen davon sind vor allem Menschen in Ländern des globalen Südens und dort vorrangig die Bevölkerung in ländlichen Regionen. Demgegenüber steht ein weltweit stetig steigender Wasserverbrauch. Dieser ist heute sechsmal höher als noch vor 100 Jahren. Wasserknappheit kann einerseits eine tatsächliche Knappheit an natürlichem Vorkommen bedeuten oder eine wirtschaftliche Knappheit, weil die nötige Infrastruktur fehlt, um Menschen mit Wasser zur versorgen.

Die tatsächliche Wasserknappheit hat verschiedene Ursachen: wasserintensive industrielle Landwirtschaft; zunehmende Verstädterung und damit eine steigende Zahl von versiegelten Flächen; erhöhter Wasserverbrauch durch Industrie, Bergbau und allgemeinen Konsum; zunehmende Verschmutzung des Wassers durch Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und industriellen Schadstoffen sowie der Klimawandel.

Der Mangel an Wasserressourcen hat verheerende Folgen für Mensch und Umwelt. Wasser ist als Trinkwasser wichtiger Teil der Nahrung für Menschen und Tiere. Und auch für die Produktion von Nahrungsmitteln ist Wasser nötig. Die Landwirtschaft verbraucht am meisten Wasser und hier vor allem der industrielle Anbau wasserintensiver Pflanzen wie Baumwolle oder Soja. Anbaugebiete, die ohnehin in wasserarmen Regionen liegen, sind von fortschreitender Desertifikation und dem Absinken des Grundwasserspiegels betroffen. Für die Menschen in diesen Regionen bedeutet dies, dass ihnen weit weniger Wasser zur Verfügung steht, als zum Leben notwendig wäre. In Deutschland nutzt laut Umweltbundesamt jeder Mensch im Durchschnitt 123 Liter pro Tag im Haushalt (Duschen, Putzen, Kochen etc.) sowie 3.900 Liter virtuelles Wasser, das für die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung und anderen Gütern gebraucht wird. Das von der UN definierte Minimum der Wassermenge pro Person sind 50 Liter am Tag (ohne virtuelles Wasser). Während uns in Deutschland ganzjährig mehr als Doppelte des Minimums zur Verfügung steht, leiden zwei Drittel der Weltbevölkerung mindestens einen Monat pro Jahr unter Wassermangel.

Wasser und Tourismus

Wasser und Gewässern kommen im Tourismussektor eine besonders hohe Bedeutung zu. So verbrachten 2015 beispielsweise etwa 46 Prozent der deutschen Urlauber*innen ihre Ferien am Meer und das natürlich am liebsten bei gutem Wetter. Der hohe Wasserverbrauch in den touristischen Zentren trifft so häufig mit niederschlagsarmen Jahreszeiten zusammen. Betrifft dies wasserarme Länder – das sind zum Beispiel viele Mittelmeeranrainerstaaten, aber auch Länder wie Indien und Indonesien – bedeutet dies einen erhöhten Druck auf die regionalen Wasserressourcen. Große Hotelanlagen, Golfplätze und Swimmingpools und weitere Infrastruktur erfordern wertvolles Wasser. In manchen touristischen Gebieten führt das zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung und der lokalen Landwirtschaft, denn diesen steht dann nicht mehr genügend Wasser zur Verfügung. In anderen trockenen Gebieten wird Wasser aufwändig per Tankschiff oder Tanklaster für Tourist*innen angeliefert oder Meerwasser wird aufwändig und teuer zu Nutzwasser aufgearbeitet.

Laut einer Studie von Gössling und Peeters aus dem Jahr 2015 wird Reisen immer wasserintensiver. Sie haben den Wasserverbrauch des Tourismussektors weltweit berechnet und beziffern den Verbrauch auf durchschnittlich 6.575 Liter pro Tag und pro Reisendem. In die Berechnung ist der direkte und indirekte Wasserverbrauch eingeflossen, also auch das Wasser, das für Infrastruktur und Transport benötigt wird. Bei Hotelanlagen zählen unter anderem dazu: Zimmerreinigung und Wäsche, Betreiben und Bewässern aller zum Hotel gehörigen Anlagen oder die Produktion von Nahrungsmitteln. In wasserarmen Ländern ist der Unterschied im Wasserverbrauch besonders eklatant. Hier seien zwei gut untersuchte Beispiele genannt: In Bali/Indonesien verbraucht der Tourismus 65 Prozent des vorhandenen Wassers und im indischen Goa wird für ein 5-Sterne-Hotelzimmer mehr als das Einhundertfache von dem verbraucht, was der lokalen Bevölkerung täglich zur Verfügung steht. Das sind nur die Spitzen des Eisberges.

Auch wenn sich die Beispiele auf Massen- und Pauschalreisen beziehen, so verbraucht auch jede andere Art des Reisens Wasser. Vor allem auch deshalb, weil Reisende zu Hause mit dem nassen Gut sparsamer umgehen als auf Reisen.

Was können wir tun?

Wasser zu sparen kann beim Reisen auf vielfältige Weise geschehen und fängt bei der Reiseplanung an:

  • ressourcenschonende Mobilität auswählen;
  • nachhaltige Unterkünfte suchen;
  • auf wasserintensive Aktivitäten verzichten (Golf, Wellness);
  • nicht länger und öfter Duschen als zu Hause;
  • Reisen in wasserarme Regionen, wenn möglich vermeiden.

Checke deinen Wasserfußabdruck unter wfd.de/wasserampel und achte auf deinen Wasserverbrauch beim Reisen!