Warum sieben Ortsgruppen eine gemeinsame Familiengruppe gegründet haben

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Was tun, wenn sich junge Familien in der Ortsgruppe rarmachen? Weil vielleicht keine anderen Kinder da sind, oder weil die Angebote nicht zu den Familienzeiten passen, oder weil es immer nur Kaffee und Kuchen gibt? Wer nichts tut, hat zwar Ruhe, aber auch ein Nachwuchsproblem. Für sieben Ortsgruppen im Rems-Murr-Kreis nordöstlich von Stuttgart war das keine Option: Sie bieten jetzt unter dem Dach ihres NaturFreunde-Bezirks ein gemeinsames Familienprogramm an.

Outdoorexpertin auf Honorarbasis

„Gemeinsam konnten wir eine Familien-Outdoorexpertin einstellen, die jetzt ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm organisiert“, erzählt Dieter Löchner aus Backnang. Er ist in seiner Ortsgruppe für die Koordination der Familiengruppe zuständig.

Kerstin Pohl, die Ökologie sowie Umweltschutz studiert und sich in Erlebnispädagogik weitergebildet hat, leitet die Familiengruppe auf Honorarbasis. Das ist sicherlich nicht die alte ehrenamtliche NaturFreunde-Schule, aber Waldemar Grytz, im Vorstand der NaturFreunde Württemberg, findet den Ansatz gut: „Viele Ortsgruppen jammern, dass ihnen die jungen Menschen fehlen, aber machen zu wenig für sie. Obwohl sie die Mittel hätten.“

Die Familiengruppe trifft sich einmal im Monat an wechselnden Orten im Bezirk und lernt so auch verschiedene Naturfreundehäuser kennen. Dann werden Nistkästen gebaut, Schneeschuh- und Fackelwanderungen organisiert oder Kinder und Eltern üben für das „Schnitzdiplom“.

Unterstützung von der Stärkenberatung

Unterstützt wurden die Ortsgruppen von der Stärkenberatung in Baden-Württemberg, die NaturFreunde bei Veränderungsprozessen begleitet. Die Stärkenberater stellten zum Beispiel ein Modell des Bezirks Neckar-Fils vor. Dort gibt es seit drei Jahren eine Kindergruppe, die ebenfalls von mehreren Ortsgruppen gemeinsam organisiert wird. Die NaturFreunde im Rems-Murr-Kreis fanden das sehr interessant, wollten aber lieber gleich eine gemeinsame Familiengruppe. „So können wir zwei Generationen gleichzeitig ansprechen“, sagt Dieter.

Die Kooperation erfordert natürlich auch Kompromisse. Als das Konzept konkret wurde, schied eine Ortsgruppe aus, die sich direkt neue Mitglieder für die eigene Gruppe erhofft hatte. Auch in Backnang fragten sich die NaturFreunde zuerst: „Bekommen wir so jüngere Mitglieder?“, berichtet Dieter. „Dann aber haben wir erkannt, dass wir langfristiger denken müssen und mitgemacht.“

Weil der Bezirk Rücklagen in die Familiengruppe investiert, können sich mehr Ortsgruppen beteiligen. Dieter hat ein gutes Gefühl: „Das könnte ein Selbstläufer werden“, sagt er. „Die beteiligten Gruppen sind jetzt aktiver und miteinander im Austausch. Mittlerweile läuft es richtig gut.“