Wie Naturfreundehäuser in der Corona-Krise bangen – und neue Wege finden

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Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie bleiben die Türen der Naturfreundehäuser in Deutschland noch mindestens bis zum 19. April geschlossen. Damit steht das Verbandsleben vielerorts still und nicht wenige Häuser sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Ob Naturfreundehäuser einen Platz unter dem Rettungsschirm der Bundesregierung finden werden, ist derzeit noch völlig unklar. Einige Naturfreundehäuser finden jedoch neue Wege, um während der Krise nicht unterzugehen.

Keine Gäste trotz strahlenden Sonnenscheins

Eigentlich hätten die Naturfreundehäuser in der Osterwoche bei fantastischem Wetter Publikumsmagneten sein sollen. Ihre besonderen Lagen, oft inmitten der Natur, wären sicherlich von vielen genutzt worden, um den lang ersehnten Frühling willkommen zu heißen. Doch wie an so vielen Orten zeigt sich ein anderes Bild: Die Menschen bleiben aufgrund der behördlich angeordneten Maßnahmen in den eigenen vier Wänden und üben sich in sozialer Distanz. Große Bereiche des Verbandslebens der NaturFreunde liegen bei strahlendem Sonnenschein auf Eis.

Viele Naturfreundehäuser führt das in eine bedrohliche Lage. Aktuell finden keine Übernachtungen statt, Klassenfahrten sind abgesagt und der Gastronomie, die an einigen Orten mit besonders strengen Hygienemaßnahmen weiterläuft, fehlt die Kundschaft. Kurz: Der Umsatz der meisten Naturfreundehäsuer bricht gerade massiv ein. Wie jüngst in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, werden den Naturfreundehäusern bis Ende Mai deutschlandweit etwa 11 Millionen Euro fehlen. Diese Summe wird weiter steigen, falls die Maßnahmen bezüglich der Corona-Krise noch länger als bis Ende Mai gelten werden.

Die Regierung spannt einen Rettungsschirm auf, unter dem aber nicht alle Platz finden. Denn Gruppen, die anerkannt gemeinnützig sind, fallen aus steuerrechtlichen Gründen schlichtweg durch das Raster und bekommen keine staatlichen Hilfen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf in der Politik, da sonst der Gesellschaft ein so wichtiger Bereich des öffentlichen Lebens abhanden kommen könnte und mit ihm Existenzen auf dem Spiel stehen.

Kreativ durch die Krise

Doch nicht hinter all den für die Öffentlichkeit geschlossenen Türen der Naturfreundehäuser legt sich gerade Staub auf das Mobiliar. Es gibt durchaus Häuser, die einen kreativen Umgang mit der Krise gefunden haben, der teilweise sogar dem Allgemeinwohl zugute kommt.

So haben mittlerweile eine Reihe Naturfreundehäuser im ganzen Bundesgebiet ihre Räumlichkeiten proaktiv den Kommunen für unterschiedliche gemeinnützige Zwecke angeboten. Und da die NaturFreunde entsprechend der eigenen Werte nicht wie andere auf Gewinne aus sind, sondern nur ihre Kosten decken wollen, nehmen die Kommunen diese Angebote meist dankbar an. So sichern die Häuser ihr Fortbestehen und stellen gleichzeitig dringend benötigten Raum zur Verfügung.

Krankenwagen und Kuchen am Naturfreundehaus

Da gastronomische Betriebe aktuell keine Gäste bewirten dürfen, bieten viele Naturfreundehäuser einen Liefer- und Abholservice an. Da wird sich im baden-württembergischen Nagold schonmal aufs Lastenfahrrad gesetzt, um nicht auf die leckeren Speisen des Naturfreundehauses "Am Killberg" verzichten zu müssen.

Das Naturfreundehaus Hanau-Rodenbach versorgt die Menschen auch in diesen Tagen mit Kuchen. Natürlich „2 Go“, also zum Mitnehmen. Auch Ostern gab es wieder einen Verkauf am Haus – selbstverständlich mit Sicherheitsabstand.

In Wiesbaden parkt derweil ein Rettungswagen vor dem Heidehäuschen. Normalerweise würde der Anblick wohl bei den Gästen einen großen Schrecken auslösen. Doch in der Corona-Krise dient dies einem guten Zweck: Denn um die Dezentralisierung der Rettungsmittel zu ermöglichen, haben die NaturFreunde Wiesbaden ihr Haus zur Verfügung gestellt, so dass Rettungseinsätze nun auch von hier aus gefahren werden können.

Die Lage bleibt für die Häuser bedrohlich

Trotz solch positiver Beispiele bleibt die Lage für die fast 400 Naturfreundehäuser bedrohlich. Sie sind auf einen Rettungsschirm angewiesen, der auch die gemeinnützigen Organisationen und Verbände schützt. Ein solcher Schirm wird aktuell von einem großen Zusammenschluss vieler betroffener Organisationen und Verbände von der Bundesregierung gefordert – es bleibt zu hoffen, dass diese den Hilferuf wahrnimmt und handelt.

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72202 Nagold
Übernachtungsplätze vorhanden
vollbewirtschaftet
Naturfreundehaus Hanau-Rodenbach Hausbild
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63517 Rodenbach-Oberrodenbach
Übernachtungsplätze vorhanden
teilbewirtschaftet (mit Getränken)
Naturfreundehaus Heidehäuschen
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65201 Wiesbaden
Übernachtungsplätze vorhanden
Selbstversorgerhaus