Workshop mit Wirkung bei den NaturFreunden Dortmund Kreuzviertel

Ein Bericht von Wilfried Harthan, NaturFreunde Dortmund Kreuzviertel

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Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es in unserer Ortsgruppe relativ festgefahrene Strukturen, die es offenbar einigen Mitgliedern schwermachten, sich einzubringen. So entstand die Idee, einen Workshop über unsere laufenden und künftigen Aktivitäten durchzuführen – mit sehr positiven Effekten, über die ich gerne berichten möchte.

Zunächst kurz etwas zu unserer Gruppe: wir sind relativ jung (gegründet 1986), relativ groß (mehr als 300 Mitglieder) und ziemlich aktiv (siehe unsere Homepage www.naturfreunde-kreuzviertel.de). Aber der Anteil der tatsächlich Aktiven hatte in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen, was im Vorstand zu der Position „Wir sind doch nicht die Alleinunterhalter der Gruppe!“ geführt hat.
 

Sich als Ortsgruppe selbst zu hinterfragen und gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten – genau das ist die Idee der "Zukunftswerkstätten" der Kampagne "NaturFreunde bewegen". Möchtest du auch in deine Ortsgruppe frischen Wind bringen? Im Wegweiser zum Thema findest du viele Tipps und Anregungen.

Festgefahren

Im Laufe der Jahre hatte es sich so entwickelt, dass sich die „Immer-Gleichen-und-immer-Wenigen“ um alles gekümmert haben. Dabei war der Ansatz unserer Ortsgruppe eigentlich, einen organisatorischen Rahmen für die Aktivitäten unserer Mitglieder zur Verfügung zu stellen. Und trotzdem war die Situation irgendwann festgefahren.
"Wir haben so viel zu tun, und bevor ich jetzt noch lange rumtelefoniere und dann noch lange erklären muss, mache ich es lieber selber", war die Erklärung der einen. "Ich würde ja gerne was machen, aber da gibt es ja diese fürchterlich festgefahrenen Strukturen, die mich daran hindern." So die anderen.

Die aus dem Workshop hervorgegangenen Arbeitsgruppen haben diesen Teufelskreis insofern aufgebrochen, als dass sich jetzt auch andere Mitglieder, wenn auch punktuell, an der Entwicklung und Durchführung unserer Aktivitäten beteiligen; darunter auch solche, die bis dahin überhaupt noch nicht aktiv waren.


Was bei der Organisation wichtig ist

Die organisatorischen Eckpunkte bei der Planung unseres Workshops waren sicher wichtig für die positiven Ergebnisse:

  • ausreichend lange Ankündigung (wer wirklich was machen möchte, kann sich diesen Termin freihalten)
  • kein Zeitdruck (nicht abends unter Woche, sondern Sonntagvormittag)
  • Arbeitsatmosphäre (wir nutzten den Versammlungsraum von ver.di Dortmund und nicht wie sonst den Nebenraum unseres Vereinslokals Kreuzhof)
  • professionelle Moderation (durch ein Vorstandsmitglied, hauptberuflich Bildungssekretär von ver.di)
  • Beginn mit einem gemeinsamen Frühstück und einem geselligen Zusammensein, danach konzentrierte Diskussion

Unser erster Workshop fand im November 2014 statt und wurde wegen der sichtbaren Erfolge seitdem jedes Jahr wiederholt.

Zunächst listeten wir damals unsere bestehenden Gruppenaktivitäten auf und besprachen die jeweiligen Stärken und Schwachpunkte. Wir nahmen Anregungen auf und fragten dabei auch gleich, wer sich mit dem jeweiligen Thema gern schwerpunktmäßig befassen wollte. Einige Anregungen haben aus dem Workshop heraus zu der Bildung von Arbeitskreisen geführt, zum Beispiel dem Flüchtlings-AK. Andere Arbeitskreise haben lediglich langjährige Aktivitäten aufgegriffen und auf mehr Schultern verteilt.

Was uns der Workshop gebracht hat

  • Aus dem Workshop heraus bildete sich ein Arbeitskreis "Flüchtlinge", der zum Auftakt eine Kleidersammlung durchführte und seitdem aktiv ist. Er betreut die Kleiderkammer eines Flüchtlingsheimes, hilft im Rahmen des Projekts Ankommen e.V. Geflüchteten in ihren neuen Wohnungen, geht mit unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen in Kletterhallen, bietet Sprachunterricht an und vieles mehr.
     
  • Eine weitere Arbeitsgruppe organisiert seitdem zweimal jährlich Erwachsenenfreizeiten.
     
  • Bereits bestehende Aktivitäten wurden durch Arbeitskreise verstärkt, zum Beispiel der AK "Antifa" mit seiner Mitarbeit in Dortmunder Antifa-Bündnissen, dem Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf für den von den Nazis ermordeten BVB-Platzwart und dem Stolpersteinputzen im Viertel um den 9. November herum.
     
  • Auf dem Workshop 2015 wurde die Vorbereitung unseres Straßenfests "Kreuzviertel offen und bunt - Nein zu Rassismus" auf einen Arbeitskreis mit einigen neuen Gesichtern übertragen.
     
  • Der Arbeitskreis "Kommunikation" hat einen neuen Flyer für unsere Ortsgruppe erstellt und jemanden gewonnen, der unseren Internet-Auftritt um eine Facebook-Seite ergänzt hat.
     
  • Der Arbeitskreis "Vinckeplatz" kümmert sich um einen vernachlässigten Platz unseres Viertels, reicht Bürgeranträge in der Bezirksvertretung ein und steht seitdem regelmäßig mit ausführlicher Berichterstattung in der Lokalpresse.


Fazit

„Wenn eine Gruppe sich selbst genügt und die gleichen Menschen, die auch schon vor 20 Jahren zusammen gewandert sind, auch in den nächsten Jahren nur noch das tun wollen, so ist das in Ordnung – aber halt ein Auslaufmodell.“

Auch ein Workshop kann keine Hunde zum Jagen tragen, aber insgesamt hat sich dieser Workshop eindeutig bewährt. In unsere Aktivitäten sind nun deutlich mehr Mitglieder eingebunden, die Arbeit ist auf mehr Schultern verteilt, unsere Gruppe wird in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen. Und durch das alles macht unsere Ortsgruppenarbeit mehr Spaß.

Wir haben mit unserem Workshop nicht die Zukunft unserer Gruppe neu erfunden – wir waren schon immer ziemlich aktiv. Wenn es um die Zukunft der NaturFreunde insgesamt geht, dann steht und fällt diese mit der Bereitschaft der Gruppen vor Ort, aktiv zu werden und das heißt: auch politisch aktiv werden. Wenn eine Gruppe sich selbst genügt, die gleichen Menschen, die schon vor 20 Jahren zusammen gewandert sind, auch in den nächsten Jahren nur noch das tun wollen, so ist das in Ordnung, aber halt ein Auslaufmodell.

Wilfried Harthan
NaturFreunde Dortmund Kreuzviertel