Zeitgemäße Bezirkskonferenzen: Themen statt Tretmühlen

Ein Bericht von Irene Wolf, Vorsitzende NaturFreunde Bezirk Rhein-Main

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Mit den 22 Ortsgruppen in unserem Bezirk Rhein-Main treffen wir uns in der Regel zweimal jährlich zu einer Bezirkskonferenz. In der Vergangenheit haben wir den Ortsgruppen bei den Treffen im Frühjahr die Möglichkeit gegeben, von ihren Veranstaltungen und dem Vereinsleben zu berichten. Im Herbst lag der Schwerpunkt dafür auf einem fachlichen Thema, zum Beispiel Versicherungen oder Ehrenamt. Bei den fachlichen Themen war das Interesse stets größer und dementsprechend waren mehr Ortsgruppen anwesend. Deshalb haben wir uns entschieden, unsere Treffen künftig ausschließlich themenorientiert zu gestalten. Berichten aus dem Vereinsleben geben wir zwar weiterhin Raum, allerdings nur unter „Verschiedenes“ und in deutlich reduzierter Form. Diese Umstellung war für uns genau richtig!

Voneinander zu lernen ist eine Grundidee der Kampagne "NaturFreunde bewegen". Vielleicht lassen sich Treffen mit Workshop-Charakter auch in eurem Bezirk umsetzen?

Mehr Teilnehmer bei Wanderungen
Der Zulauf zu unseren Bezirkskonferenzen ist seitdem größer geworden, denn die Ortsgruppen finden sich in den Themen wieder und nehmen viel von den Treffen mit. Beim Thema Wanderungen haben wir beispielsweise im Austausch herausgefunden, dass bei thematischen Wanderungen wie Kräuter- oder Pilzwanderungen wesentlich mehr Personen teilnehmen als bei einfachen Wanderungen, vor allem kommen mehr Gäste. Einige der teilnehmenden Ortsgruppen haben die Chance genutzt, sich zu vernetzen, um sich gegenseitig bei ihren thematischen Wanderungen zu unterstützen. Andere Ortsgruppen äußerten Bedenken, dass ihre Mitglieder so eine Neuerung nicht annehmen würden. An der Offenheit für Neues müssen wir weiter arbeiten …

Zielgruppen definieren und passende Angebote schaffen
In einer anderen Versammlung haben wir analysiert, wie sich die Mitgliederzusammensetzung in den Ortsgruppen darstellt. Dadurch wurde den Anwesenden klar, dass, wer attraktive Aktivitäten für bestimmte Zielgruppen anbietet, in den Bereichen oft auch Mitgliederzuwachs hat. Natürlich gibt es auch immer auch einen Anteil an Gästen, die nur „konsumieren“ und sich nicht in die Vereinsarbeit einbringen möchten. Aber auch diese Personen sind wichtig, selbst wenn sie nicht in den Verein eintreten. Denn viele machen trotzdem Werbung für unsere Veranstaltungen – und ihre Teilnahmebeiträge können wir gut gebrauchen.

Status der Gemeinnützigkeit nutzen
In Bezug auf Einnahmen war auch das Treffen zum Thema „Gemeinnützigkeit“ sehr aufschlussreich. Vielen Ortsgruppen war gar nicht klar, wie schnell man die Gemeinnützigkeit gefährden kann. Ebenso wenig, welche Chancen sie bietet, welche Vergünstigungen für gemeinnützige Vereine beispielsweise der Gesetzgeber vorgesehen hat. Bei der Veranstaltung waren so viele Ortsgruppen wie seit vielen Jahren nicht mehr vertreten, da dieses Thema offensichtlich viele beschäftigte.

Unterstützung durch die Naturfreundejugend
Ein immer wiederkehrender Punkt ist die oft brachliegende Kinder- und Jugendarbeit. Hierzu haben wir die Naturfreundejugend Hessen eingeladen, die zuvor eine Bestandsaufnahme der Kinder- und Jugendarbeit im Bezirk gemacht hatte. Wichtige Punkte waren unter anderem: Wie kann ich ein Kinder- und Jugendprogramm finanzieren? Wo finde ich qualifizierte Betreuer_innen? Eine Lösung, die für alle funktioniert, gibt es auch hier nicht, aber die Naturfreundejugend Hessen arbeitet weiter daran, unseren Ortsgruppen Arbeitshilfen zur Verfügung zu stellen.

Der Konferenzort ist jedes Mal woanders
Am Ende jeder Bezirkskonferenz werden die anwesenden Ortsgruppenvertreter_innen gefragt, welche Themen sie interessieren. Wir versuchen diese dann bei den nächsten Treffen umzusetzen. Auch finden unsere Bezirksversammlungen jedes Mal in einem anderen Naturfreundehaus statt. Gerne gehen wir zu Ortsgruppen, die uns einladen, wir fragen aber auch aktiv bei Ortsgruppen nach, die nur selten oder gar nicht zu unseren Treffen erscheinen, um auch sie wieder mehr in den Bezirk zu integrieren – das klappt immerhin vereinzelt. Im Anschluss an die Treffen gibt es immer noch etwas Zeit für einen Austausch. Wichtig ist es uns auch, dass die Veranstaltungen nicht zu lange dauern – denn heutzutage haben die meisten Menschen viele Termine, aber wenig Zeit. Durch die positive Resonanz fühlen wir uns bestätigt und werden versuchen, auf diesem Weg weiter zu arbeiten.

 

Irene Wolf
Vorsitzende NaturFreunde Bezirk Rhein-Main