Der Sonnen-Deckel – oder warum der Anteil der Erneuerbaren sinken wird

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In diesem Sommer ist Schluss: Nach bisheriger Gesetzeslage sollen neue Solarstromanlagen auf Gebäuden nicht mehr gefördert werden, sobald 52.000 Megawatt installierter Fotovoltaik-Leistung erreicht sind.

Das schwarz-gelbe Gesetz stammt aus dem Jahr 2012 und wirkt wie ein Solar-Deckel: Anfang diesen Jahres waren gut 50.000 Megawatt erreicht, im Juli oder August dürfte die letzte Dachstrom-Anlage gebaut werden. Zwar kosten die Anlagen heute nur noch ein Zehntel so viel wie vor zwanzig Jahren. Ohne EEG-Förderung lässt sich der Sonnenstrom aber nicht ins Netz einspeisen.

Im kommenden Jahr ist Schluss: Nach bisheriger Gesetzeslage können Fotovoltaik-Anlagen 20 Jahre nach Inbetriebnahme ihren produzierten Strom nicht mehr einfach so ins Netz verkaufen. Das EEG besagt, dass es für 20 Jahre eine Abnahmegarantie gibt. Nach Recherchen des MDR sind 20.000 Anlagen in Deutschland betroffen. Fast alle Anlagen könnten technisch weiterlaufen, die Module „Made in Germany“ haben guten ingenieurtechnischen Standard. Aber es fehlt eine gesetzliche Anschlussregelung und die Bundesregierung weigert sich, ein notwendiges Gesetz zu erarbeiten.

Im kommenden Jahr ist deshalb ebenfalls Schluss für die ersten Windräder, die vor 20 Jahren dank des EEG ans Netz gegangen sind. Auch sie verlieren ihr Einspeise-Privileg, weshalb im Netz wieder mehr Platz sein wird für Kohlestrom. Die Anlagen müssen dann demontiert werden.

Im Endeffekt wird das bedeuten, dass der Anteil der Erneuerbaren im kommenden Jahr erstmals seit 20 Jahren in Deutschland wieder sinken könnte – wo er doch eigentlich steigen sollte. Das Regierungsziel ist: 65 Prozent Erneuerbare bis 2030. Wenn nämlich künftig auch unsere Mobilität, unsere Heizungen, unsere Wirtschaft mit erneuerbarem Strom versorgt werden sollen, dann brauchen wir mehr statt weniger Grünstromkraftwerke. Die Aktionsplattform Campact hat deshalb die Unterschriftenaktion „Solardeckel abschaffen – Klima retten“ gestartet.

Nick Reimer