Das Projekt KARABU zeigt, wie Fotoarbeit gegen Ausgrenzung und Rassismus hilft
Es ist schon eine interessante Gruppe, die durch die Felder um das Naturfreundehaus Trauschendorf (N 101) im ostbayerischen Weiden streift. Jedes Gruppenmitglied hat ein Smartphone in der Hand und alle fotografieren die gan-ze Zeit: schöne Pflanzen zum Beispiel, die Landschaft, und natürlich sich gegenseitig. Die KARABU-Fotogruppe ist unterwegs auf der Suche nach interessanten Motiven.
KARABU, das ist die Abkürzung für „Kein Antisemitismus und Rassismus bei uns“. So lautet der Titel eines vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Integrationsprojektes, das Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringen und für den Wert einer pluralistischen Gesellschaft sensibilisieren möchte. Kooperationspartner sind die NaturFreunde Weiden, viele Veranstaltungen finden im Naturfreundehaus statt. Dort trifft man sich, dort wird auch gekocht und dort werden natürlich die Fotos besprochen.
Die regelmäßigen Treffen der Fotogruppe nehmen mittlerweile eine besondere Stellung im Integrationsprojekt ein. Man könnte auch sagen: Die Fotoarbeit ist ein kleines Projekt im Projekt geworden. Menschen, die sich vorher nicht oder kaum kannten und in der Regel auch nur hobbymäßig mit ihren Smartphones „knipsten“, arbeiten nun an einer gemeinsamen Fotoausstellung.
Aber: Kann Fotoarbeit tatsächlich Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus entgegen wirken? Die Antwort ist klar: ja. Zunächst einmal beschäftigen sich hier Menschen gemeinsam mit einem Thema, die normalerweise vermutlich keinen Kontakt zueinander hätten. In der Fotogruppe arbeiten Geflüchtete aus Syrien mit Spätaussiedlerinnen aus Sibirien, einer Zuwanderin aus der Ukraine und drei gebürtigen Oberpfälzer*innen. Altersmäßig reicht die Spanne von 15 bis 45 Jahren. Die Schwelle zum Mitmachen ist niedrig. Ein Einstieg ist jederzeit möglich und es braucht keine bestimmten Voraussetzungen. Geleitet wird die Gruppe von Sebastian Flaschel, langjähriger NaturFreund und in der Fotografie zu Hause.
Aber es sind nicht nur die sozialen Kontakte: Fotos können die Aufmerksamkeit der Betrachter*innen auf bestimmte Themen lenken. Die geplante Ausstellung soll bewirken, dass Zuwanderung nicht einfach als abstraktes Phänomen gedacht wird, sondern den Blick dafür öffnen, dass Zuwanderung immer mit dem Schicksal einzelner Menschen verbunden ist. Die Mitglieder der Gruppe lassen dafür ihre eigenen Erfahrungen in die Fotos mit einfließen.
Um die Ausstellung bald auf die Beine stellen zu können, fotografieren die Mitglieder der Gruppe häufig zusammen. Beim gemeinsamen Austausch über Motive und Ausstellung werden aus Kontakten Beziehungen und es wächst das Verständnis für Position und Argumente der anderen.
Paul Zitzmann