Lagebericht: Overtourism in den bayerischen Alpen

Wo Einheimische mit dem Slogan „Uns stinkt’s“ gegen rücksichtslose Tourist*innen protestierten

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Auch in der bayerischen Alpenregion gibt es Overtourism. Der Tourismus dort konzentriert sich derart auf einige Hotspots, dass unter der einheimischen Bevölkerung der Unmut immer stärker wächst. Die Corona-Pandemie hat alles noch verstärkt.

Nachdem der erste Lockdown im März 2020 dem Skibetrieb ein jähes Ende bereitet hatte, war eine gewisse Ruhe eingekehrt. Wochen später allerdings begann dann ein umso heftigerer Massenansturm. Der Hunger nach Natur zog die Menschen hinaus aus den Städten und unzählige Tagesausflügler*innen brachen Richtung Alpen auf. Kilometerlange Staus und eine außer Kontrolle geratene Parkplatzsuche waren die Folge.

Im Sommer und Herbst kamen noch Urlauber* innen hinzu, die coronabedingt nicht ins Ausland reisten. Brennpunkte waren unter anderem Walchensee, Tegernsee, Schliersee und Garmisch. Unhaltbare Zustände herrschten auch im Raum Oberstdorf. Die Einwohner* gingen mit den jeweiligen Bürgermeister*innen unter dem Slogan „Uns stinkt’s“ auf die Straße. Die Medien berichteten, die Politik wurde hellhörig.

Doch nicht nur die Menschen in den touristisch beliebten Destinationen leiden unter immer mehr Besucher*innen. Auch der Natur droht eine Übernutzung. Längst dringen nicht nur unzählige Wanderer*innen immer häufiger und tiefer in ökologische Ruheräume vor, sondern mittlerweile auch Heerschaaren von E-Mountainbiker*innen. Seit der Schneesport durch den Klimawandel immer unsicherer wird, werden die Alpen gnadenlos für den Sommertourismus aufgerüstet.

Nach den leidvollen Erfahrungen war die Spannung groß in den bayerischen Alpengebieten. Wie würde sich die Wintersaison entwickeln? Trotz des zweiten Lockdowns kamen wieder viele Erholungssuchende. Aber statt auf Pisten Ski zu fahren, bewegten sich die Menschen nun als Schneeschuhgänger* und Skitourengeher*innen querfeldein und störten dabei auch so empfindliche Arten wie Auer- und Birkhuhn.

Weiterhin Ärger hatten auch die Einheimischen, nun aber noch nicht einmal Einnahmen.

Christine Eben