NaturFreunde Teutoburger Wald planen Boulderanlage

Der Spaß am kleinen Felsen

Nervenkitzel beim Bouldern
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Bouldern ist ein Trend. Immer mehr junge Menschen gehen lieber bouldern als frei klettern. Andere Trendsportarten wie Skateboard fahren, Parkour oder Inline Skating sind abgehängt. Insbesondere bei jungen Städtern ist diese Klettervariante zum Ausdruck eines modernen aktiven Lebensstils geworden.

Bouldern – abgeleitet vom englischen „Felsblock“ (boulder) – ist das Klettern an Felsblöcken oder auch künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. Auf Seil und Klettergurt wird dabei verzichtet. Nur eine Matte dämpft potenzielle Stürze. Die Bewegungsabläufe sind kraftvoll und dynamisch. Um ein meist nur wenige Züge langes „Boulder-Problem“ zu lösen, wird der Schwung der letzten Bewegung für den nächsten Zug genutzt. Dieser Trendsport steigert neben Fitness, Kraft, Ausdauer und Raumgefühl auch die Konzentrationsfähigkeit, die Problemlösekompetenz und die Teamfähigkeit. Er gibt Halt, Haltung und macht Spaß!

All den guten Ansätzen zum Trotz orientiert sich das Treiben in Bouldergruppen und -hallen aber häufig am weitverbreiteten Code des Sportsystems: Leistung und keine Leistung, Sieg und Niederlage. Wer keine Leistung vollbringt, wer keine große Kraft hat und Niederlagen erlebt, ist meist raus. „Gimme Kraft“ heißt dann auch der meist verkaufte Boulder-Ratgeber der letzten Zeit.

Eine weitere Folge des Boulderbooms ist seine zunehmende Kommerzialisierung. Boulderhallen sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Gerade in Ballungszentren sind sie aber oft stark frequentiert, obwohl die Eintrittspreise nicht gering sind. Zudem gibt es kaum anfängerfreundliche Routen. Anfänger, Gelegenheitskletterer oder Geringverdiener sind nun mal keine kommerziell interessanten Zielgruppen.

Bouldern in Naturfreundehäusern
Dass sich diese Leistungs- und Gewinnorientierung der bestehenden Bouldertempel nicht gerade mit den Werten der NaturFreunde decken, dürfte klar sein. Ein naturfreundliches Bouldern würde ich so beschreiben:

  • Bewegung statt Sport
  • Mitglied statt Konsument
  • Klettern statt Training
  • Begleiter statt Führer
  • Gemeinschaft statt Gesellschaft

Einige Ortsgruppen organisieren schon Boulderangebote in kooperierenden Kletterhallen, outdoor und auch in eigenen Räumlichkeiten. Es könnten aber noch mehr werden. Denn es gibt viele ungenutzte Räume in Naturfreundehäusern, die Mitgliedern zum Bouldern zur Verfügung gestellt werden könnten.

Schließlich hat das Klettern in unserem Verband eine lange Tradition und eine hohe Qualität. Im Bundeslehrteam Bergsport und auch in den Landesverbänden gibt es zum Beispiel Sachverständige zur Beurteilung künstlicher Kletteranlagen nach DIN 12572-2 (Boulderwände). Diese könnten bei der Planung helfen, Bergsport-Trainer entsprechende Kurse leiten.

Ortsgruppen oder Naturfreundehäusern, die junge Mitglieder bei der Umsetzung entsprechender Ideen unterstützen und die dafür nötigen Räumlichkeiten und Finanzen zur Verfügung stellen, böte sich eine äußerst interessante Möglichkeit, junge Menschen anzusprechen. Denn die Nachfrage nach Angeboten ist da. Und je länger der Leistungsaspekt in Boulderhallen und anderen Sportverbänden im Vordergrund steht, desto größer wird auch der Bedarf an alternativen Angeboten. Tatsächlich wären „naturfreundliche“ Boulderangebote, wenn man die obigen Argumente ernst nimmt, sogar zukunftsweisend.

In vielen Ortsgruppen würde es in einem ersten Schritt bereits genügen, gemeinsame Interessen zusammenzuführen, Kompetenzen zu erkennen und mit einem strukturellen Optimismus in eine bunte Bewegungslandschaft zu schauen. Die Ortsgruppe Bielefeld zum Beispiel plant derzeit in Zusammenarbeit mit der Naturfreundejugend Teutoburger Wald den Bau einer Boulderanlage in einem Naturfreundehaus. Noch sind viele Fragen ungeklärt, doch sicher ist: Das Projekt wird uns weiter beschäftigen und die NATURFREUNDiN darüber berichten.

Christian Deppermann, Geschäftsführer der Naturfreundejugend Teutoburger Wald, Trainer C – Alpinklettern und Ausbilder künstliche Kletteranlagen
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 1-2015.

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Bouldern

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